Monopoly in Neukölln?

Die Donaustraße 107 kämpft gegen den Verkauf an einen skandinavischen Immobilienhai. Am 30. Oktober wurde ein Hoffest mit Glühwein und selbstgebackenen Kuchen gefeiert

Quelle: Hausgemeinschaft Donaustraße 107

Foto: Birgit Leiß

Foto: Birgit Leiß

Quelle: Hausgemeinschaft Donaustraße 107

Der Dauerregen an diesem trüben Freitagnachmittag passte zum Anlass – nicht jedoch zur Stimmung beim Hoffest. Die Bewohner*innen sind fest entschlossen, sich nicht aus ihrem Zuhause vertreiben zu lassen. Nach dem ersten Schock haben sie sich gut organisiert. Die 13 Mietparteien und zwei Gewerbemieter*innen hatten Anfang Oktober erfahren, dass ihr Haus an die Firma Heimstaden Bostad verkauft wurde. Da der Altbau in einem Milieuschutzgebiet liegt, hat der Bezirk aber die Möglichkeit, sein Vorkaufsrecht auszuüben und somit in den Kaufvertrag einzutreten. Eine städtische Wohnungsbaugesellschaft oder eine Wohnungsgenossenschaft könnte dann Eigentümerin werden. Genau das fordert die Hausgemeinschaft. Angesichts des spekulativen Kaufpreises – der offiziell nicht bekannt ist – befürchten sie, dass in Eigentumswohnungen umgewandelt werden soll.

Eine Genossenschaft als Vermieterin wird gewünscht

„Wir sind eine bunte Mischung“ erklärte eine Bewohnerin beim Hoffest. Hier wohnen  Studierende, Sozialarbeiter*innen, Rentner*innen – einige seit über 40 Jahren - Alleinerziehende und Familien. Die Stimmung sei sehr solidarisch. Es wurden bereits etliche Genossenschaften, Wohnungsbaugesellschaften und gemeinnützige Stiftungen kontaktiert, die als mögliche Drittkäufer in Frage kommen. „Ich würde mir wünschen, dass das Haus an eine Wohnungsbaugenossenschaft geht“, sagt einer der Mieter. Die Mieten in Neukölln sind in den vergangenen Jahren enorm angestiegen, sagt eine Bewohnerin: „Viele von uns haben keine Chance, etwas Vergleichbares im Kiez zu finden.“ In den letzten zehn Jahren gehörte das Haus der „Gabriel International Assets Ltd.“

Die Donaustraße 107 ist Teil eines Mega-Pakets

Kurz bevor Glühwein und Kuchen alle waren, kam noch Neuköllns Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne) vorbei. Er empfahl den Mieter*innen, Kontakt zur Genossenschaft aufzunehmen, die direkt nebendran Häuser besitzt. Unabhängig davon sucht auch der Bezirk nach möglichen Drittkäufern. Man wolle alle Hebel in Bewegung setzen, um das Vorkaufsrecht auszuüben. Die Donaustraße 107 ist Teil eines riesigen Paketverkaufs. Insgesamt hat Heimstaden 146 Häuser mit rund 6000 Wohnungen in Berlin gekauft. „Allein 27 Häuser liegen in Neukölln, das ist schon eine Hausnummer“, so Biedermann. Es handele sich um einen neuen Akteur auf dem Berliner Markt, insofern könne man wenig zur Strategie sagen.

Heimstaden fürchtet ein schlechtes Image

Glück im Unglück für die Donaustraße 107: das Haus liegt nicht nur im Milieuschutzgebiet, sondern auch im Sanierungsgebiet. Daher hat der Bezirk länger Zeit, um alle Unterlagen zu prüfen. Findet sich ein Käufer gibt es zwei Optionen: entweder tritt dieser Drittkäufer dann in den Vertrag und Heimstaden geht leer aus. Oder aber das Unternehmen unterzeichnet eine so genannte Abwendungsvereinbarung, mit der es sich verpflichtet, die Regeln des Milieuschutzes einzuhalten. Damit wären dann auch Luxusmodernisierungen und Umwandlungen ausgeschlossen. „Für uns wäre das trotzdem keine gute Option, wir wollen auf keinen Fall an Heimstaden gehen“, meinte eine Mieterin. Findet sich jedoch niemand, der kaufen will, etwa weil der Kaufpreis zu hoch ist, fehlt auch ein Druckmittel. „Heimstaden ist sehr an einem guten Image interessiert, die wollen in der Öffentlichkeit nicht schlecht dastehen“, erklärt eine Mieterin. Mit Protestaktionen und Kiezspaziergängen will man daher auch weiter öffentlich Druck machen, zusammen mit den anderen betroffenen Häusern.

Kontakt und Infos:

Donau107@gmx.de

Nächste Kundgebung: 

Sonntag, 15.11. zwischen 14-16 Uhr in *Neukölln am Wildenbruchplatz* (Fahrradstraße Weigandufer zwischen Wildenbruch- und Innstraße).

Motto: *"Stoppt den Ausverkauf der Stadt - Neukölln wehrt sich"*.

Webredaktion