Aşure wird mit viel Liebe gemacht

Am 14. August wurde vor dem Rathaus Neukölln wieder das Aşure-Fest gefeiert

Fotos: Birgit Leiß

Die häufigste Frage an diesem heißen Sonntagnachmittag: was ist Aşure? Und was ist das für eine Süßspeise, die von den freundlichen Männern und Frauen vor dem Rathaus Neukölln verteilt wurde? Nach einem eher zögerlichen Beginn – kein Wunder bei über 30 Grad Hitze und einem Termin mitten in der Urlaubszeit – gesellten sich nach und nach viele Neugierige spontan dazu. Es war das fünfte Mal, dass der Verein Sivasli Canlar das Fest vor dem Neuköllner Rathaus feierte – als offenes, interkulturelles Fest, wie der Vereinsvorsitzende Cemal Boyraz betonte: „Wir möchten miteinander ins Gespräch kommen, beim Aşure-Fest geht es um den Zusammenhalt, um das Miteinander“. Traditionell wird es mit Verwandten und mit der Nachbarschaft gefeiert und das Essen wird mit den Bedürftigen geteilt.

Zwölf Zutaten gehören in die Suppe

Mit dem Fest beendet die Glaubensgemeinschaft der Aleviten den Trauermonat Muharrem, in dem zum Gedanken an den Heiligen Hüseyin gefastet wird. Unabdingbarer Bestandteil des Aşure (manchmal auch Aşura oder Aschura geschrieben) ist die gleichnamige Süßspeise. Sie besteht aus zwölf Zutaten, die die zwölf Imame symbolisieren sollen. Ab 7 Uhr morgens hatten Vereinsmitglieder von Sivasli Canlar in den Vereinsräumen in der Donaustraße 102 geschnibbelt und aus Weizen, Nüssen, Granatäpfeln und verschiedenen Trockenfrüchten die süße, sehr gehaltvolle Suppe gekocht. „Sie ist mit viel Liebe gemacht, so schmeckt's besonders gut“, erklärte eine der Helferinnen. Nachdem der Geistliche ein kurzes Gebet gesprochen hatte, wurde die Suppe in kleinen Schüsseln ausgegeben.

Diesmal ohne den Bürgermeister

Bei über 30 Grad Hitze hatten sich viele Menschen aus der alevitischen Community, Freund*innen des Vereins, Passant*innen und auch einige Bezirkspolitiker eingefunden. Unter den aufgestellten weißen Pavillons löffelten alle gemeinsam die Süßspeise und unterhielten sich. Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel, der das Fest seit Jahren unterstützt, war diesmal nicht mit dabei. Er ist in Elternzeit. „Wir sind sehr dankbar, dass wir den Rathausvorplatz nutzen dürfen und hoffen, dass das auch die nächsten Jahre so bleibt“, meinte Cemal Boyraz.

Sivasli Canlar e.V. ist seit 2020 Träger eines vom Quartiersmanagement Donaustraße-Nord unterstützten Nachbarschaftstreffs in der Donaustraße 102. Hier kann man Qi Gong machen, ein Musikinstrument lernen, Yogaunterricht nehmen und vieles mehr.