Şımarık, der Frechdachs

Wenn die Donaustraße der Laufsteg ist - sozusagen der Dogwalk - wird der Kiezgarten zum Showroom. Hier sieht man fast täglich Ayşe mit ihrem Şımarık

Foto: Birgit Leiß

Şımarık bedeutet auf Türkisch verwöhnt oder ungezogen und der Vierjährige macht seinem Namen alle Ehre. Wenn Frauchen mal kurz woanders hingeht, bellt er empört, ebenso wenn sie es wagt, einen anderen Hund zu streicheln oder gar ein Leckerli zu geben. Es ist erstaunlich, wie laut der kleine Spitz-Mischling bellen kann. „Er ist sehr eifersüchtig, aber zu Menschen ist er freundlich“, erklärt Ayşe. „Meine Kleene“ sagt sie immer zu Şımarık, auch wenn es sich um einen Rüden handelt. Der Spitz ist die älteste Hunderasse in Mitteleuropa und stammt aus Deutschland. Er hat keinen ausgeprägten Jagdtrieb, dafür ist er sehr anhänglich und lernt gerne.

Die Kleene wird bekocht

Seit 1986 wohnt Ayşe, die aus der Nähe von Izmir stammt, mit ihrem Mann in der Donaustraße. Şımarık ist vor einigen Jahren in ihr Leben getreten. Ihre Schwiegertochter hatte ihn gekauft und weil sie dann doch keine Zeit für ihn hatte, kam er immer häufiger zu Ayşe. Schließlich zog er ganz dort ein. Ihr Mann ist im Schichtdienst und schläft tagsüber oft. Nach mehreren Schicksalsschlägen ist Simarik ihr Ein und Alles. „Er ist für mich wie ein Kind“, meint sie. Weil er beim Essen sehr mäkelig ist, kocht sie ihm auch schon mal Hühnchen mit Möhren und Erbsen. „Das mag er besonders gern.“ Mindestens viermal am Tag geht die Rentnerin mit ihm Gassi, meist durch die Fulda- und Donaustraße. Weil sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so viel laufen kann, sind die Parks zu weit weg.

Nächtliche Patrouillen zum Kiezgarten

Im Sommer sitzen die beiden gerne im Kiezgarten. „Ich gehe manchmal auch nachts mit ihm raus und schaue dann, ob im Kiezgarten noch alle Pflanzen da sind und niemand Unfug treibt“, erzählt Ayşe. Über den Hund kommt sie oft ins Gespräch mit Leuten, aber es bleibt bei einem kleinen Plausch auf der Straße. Es sei schwerer geworden, Kontakte zu knüpfen, sagt Ayşe. Die Leute in ihrem Haus kennt sie kaum noch. Es sind junge Menschen, viele studieren und oft ziehen sie nach ein paar Jahren schon wieder aus. Die Runden mit Simarik, kurze Unterhaltungen mit anderen Hundehaltern lenken sie ein wenig ab von ihren Sorgen - wobei Şımarık bestimmt, welche Hunde ihm sympathisch sind und von welchen sie sich fernhalten müssen. Den hübschen Nero beispielsweise, den wir euch beim nächsten Mal vorstellen, kann er gar nicht ausstehen.