Hans und Renate Babkuhl

Seit 79 Jahren zuhause im Kiez

„Früher war es schöner hier, viel ruhiger und sauberer“, sagt Renate Babkuhl. Die 79-Jährige muss es wissen, denn seit ihrer Geburt wohnt sie in der gleichen Dreizimmerwohnung in der Weserstraße. Sie erinnert sich noch daran, wie sie im Krieg ausgebombt wurden und der Häuserblock von Ruinen umgeben war. Nach der Heirat 1960 zog ihr Mann zu ihr. Hans Babkuhl war 34 Jahre lang Busfahrer bei der BVG, mit Leib und Seele, wie er erzählt. Nach dem Ruhestand sind sie dann erst einmal auf Achse gegangen: Radtouren entlang der deutschen Flüsse, Ägypten, Italien. „Und Amerika, da wollte ich immer schon mal hin“, sagt er. Seine Renate konnte nicht immer mitkommen. Sie pflegte in der Wohnung jahrelang ihre Mutter. Noch heute, wo sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr verreisen können, zehren sie von diesen Erlebnissen.

Foto: Estefanía Landesmann

Ihre Wohnung haben sie sich gemütlich eingerichtet und der Mietergarten, direkt hinter dem Wohnblock, ist ihr Ein und Alles. In dem grünen Paradies mit Teich und Blumenpracht verbringen sie in der warmen Jahreszeit jede freie Minute. Beide lieben Blumen. Renate Babkuhls Hobby sind Orchideen. Ihr Mann ist leidenschaftlicher Hobbyfotograf und am liebsten fotografiert er Blumen. Beide sind aktiv in der Martin-Luther-Kirchengemeinde. In der Kirche in der Fuldastraße, wo Renate Babkuhl getauft, eingesegnet und getraut worden ist, hat sie in der Malgruppe das Malen für sich entdeckt. Beide machen mit der Seniorengruppe Ausflüge und helfen auch schon mal beim Aufbau des Adventsbasars. Hans Babkuhl arbeitet zudem ehrenamtlich im Weltladen.

Die jungen Leute sind nett, aber laut

Mit den Veränderungen in ihrem hippen Kiez kommen sie dagegen nicht so gut zurecht. Wegen der vielen Kneipengänger und Touristen, die nachts durch die Straße ziehen, können sie oft nicht schlafen. Auch im Haus sind viele junge Leute eingezogen. „Aber die meisten sind nett und bieten uns auch mal an, schwere Sachen hochzutragen“, sagt Renate Babkuhl. Allgemein habe die Aggressivität und Unfreundlichkeit enorm zugenommen, meinen beide. „Die Sonnenallee meide ich, da fühle ich mich nicht mehr sicher“, sagt die 79-Jährige. Voll sei es geworden und auf der Straße liegt überall Müll herum.

‚Ach, der Babkuhl macht das schon‘ würden die Nachbarn manchmal sagen, wenn es mal wieder Missstände gibt. Wenn sich Hans Babkuhl über etwas ärgert, schreibt er schon mal an den Bürgermeister. Das Ehepaar ist sich trotz einigen negativen Punkte sicher: „Wir möchten nicht von hier wegziehen.“